Der Bodenerosion Einhalt gebieten

Der Brandenburger Landwirt Jens Petermann hatte im Jahr 2007 mit massiven Erosionen zu kämpfen. Ausgelöst wurden sie durch Regenfälle – und durch mangelndes Bodenleben. Für Jens Petermann ein Schlüsselerlebnis. In den folgenden Jahren befasste er sich intensiv mit dem Boden und der Frage, wie man ihn in der Landwirtschaft möglichst gut behandeln kann ………….

Obing. (al) Unter den Problemen, mit denen die Landwirtschaft zu kämpfen hat, ist die Bodenerosion sicher eines der dominanten. Das Interesse, wie diesem Problem begegnet werden kann, war sicher einer der Gründe für den bis auf den letzten Platz besetzten Saal neulich im Gasthaus John in Obing, für einen Vortrag von Jens Petermann, dem Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft Dannenberg mbH., eines 700 ha Betriebes in Mecklenburg-Vorpommern. Anschließend an den Vortrag entwickelte sich eine rege Diskussion über das soeben Gehörte und ein Austausch von Erfahrungen zwischen Petermann und dem Publikum. Nach Obing gekommen war Petermann auf Einladung des Agrarbündnisses BGL/TS, das sich für eine Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik stark macht.
Der Sprecher des Agarbündnisses, Leonhard Straßer, begrüßte die Besucher, den Sprecher der AbL Regionalgruppe Chiemgau-Inn-Salzach, Georg Planthaler und Petermann und meinte, er warte mit Spannung auf die Ausführungen des Norddeutschen, die sicher auch brauchbare Impulse für die hiesige Landwirtschaft geben würden. Die Debatte über die Bodenbeschaffenheit sei eine Grundsatzdebatte in der Landwirtschaft, sagte Petermann am Anfang seines Referats. Die Dinge, die er vorbringen werde, stammten aus eigenen Erlebnissen und Erfahrungen auf dem eigenen Betrieb. Den Vortrag untermalte Petermann mit eindrucksvollen Bildern. Die Böden im Gebiet seines Hofes seien vorwiegend sandig bis lehmig, ließ Petermann wissen. Nach drei nicht zu schweren Regenfällen vor zehn Jahren, habe sich die Wasserundurchlässigkeit des Bodens durch lang stehendes Wasser gezeigt und nachdem das Wasser endlich verschwunden war, kam die Bodenerosion zum Vorschein. Das habe ihn bewogen umzudenken, nach anderen Methoden der Bodenbearbeitung zu suchen und sich darüber zu Informieren, sagte der Bauer. Mit der bisherigen Bodenbearbeitung konnte jedenfalls nicht weitergemacht werden.


Zuerst habe er über die Ursachen der Erosion eine Diagnose erstellt. Er habe herausgefunden, die Schäden seien durch die intensive industrielle Landwirtschaft entstanden. Überdüngung, die Verwendung von allerlei Chemikalien, wie Glyphosat, schwere Maschinen und Monokulturen hätten sich als schuldig an der Misere erwiesen. Bei Überdüngung würde durch Kalium und Natrium die „Brücke“ zwischen Ton und Humus zerstört und der Boden würde zerfallen. Wenn Ca (Calcium) und Ton ausgewaschen werden, werde Humus abgebaut, sagte Petermann. Besonders bei einjährigen Kulturen sei dieser Effekt zu beobachten, während Dauergrünland zur Wurzel-und Humusbildung beitrage. Auch verschieden Pflanzen hätten verschieden Effekte für den Boden. Jedenfalls seien Pflanzen aber das „Futter für das Bodenleben“. Ein Boden ohne Pflanzen sei wie „ein Trog ohne Futter“ beteuerte Petermann. Es sei also wichtig, den Boden das ganze Jahr über mit Pflanzen bedeckt zu halten. Überdüngung, Herbizide, Insektizide, Fungizide und Monokulturen verursachten Strukturschäden im Boden und machten ihn auf Dauer unfruchtbar. Ein gesunder Boden brauche natürliche Düngungsverfahren und Mikroorganismen, wie sie durch Weidehaltung von Tieren erreicht werden können. Besonders im Herbst und Frühjahr seien Bodenbedeckungen wichtig, denn zu diesen Zeiten fände der maximale Bodenaufbau statt, sagte Petermann zu Ende seines Vortrages.
In der dem Referat folgenden Diskussion wurde Petermann nach einer adäquaten Schädlingsbekämpfung befragt. Seine Antwort war, schon ein guter Boden an sich biete viel Schutz vor Schädlingen. Um eine gute Bodenbeschaffenheit zu erhalten, oder zu erreichen, seien individuelle Entscheidungen nötig, denn dafür gebe es keine universelle Antwort. Ausschlaggebend dabei seien die schon vorhandenen Gegebenheiten der Bodenbeschaffenheit und die Qualität des Bodens. Wichtig sei aber jedenfalls eine gut gestaltete Düngung um einen maximalen Effekt zu erzielen. Dem Boden müsse auch Zeit gegeben werden, sich zu regenerieren. Der Bauer müsse sich fragen, was er mit bestimmten Dingen erreichen wolle. Allgemein gesagt werden könne, die konventionelle Landwirtschaft sei an einem Punkt angelangt, an dem sie durch Pestizide, Herbizide und Überdüngung gegen die Bodenbiologie arbeite. Petermann verglich den Boden mit einer Maschine, die nicht richtig arbeite, wenn ihr falsche Teile eingesetzt würden, oder Teile fehlten. Er könne aus den Fragen aus dem Publikum ersehen, es gebe vielerlei Ansichten zum Thema der Bodenbeschaffenheit, könne aber selbst nur mitteilen, was er sich durch eigene Erfahrung erarbeitet habe, sagte Petermann. Sicher sei jedenfalls, auch Bauern müssten zum Umdenken fähig sein und sich auf neue Gegebenheiten einstellen können. Schon der Klimawandel verlange das, denn auch Pflanzen verändern sich, wenn sich der Boden, oder das Klima veränderten. Zudem sollten sie, seiner Meinung nach, die Natur beobachten und nicht zu viel in Lehrbücher schauen, oder auf hergebrachte, von Interessengruppen der Industrie und Politik verbreitete Vorgaben und Meinungen vertrauen. „Manche Bauern denken zu konventionell“, meinte Petermann abschließend, aber Organisationen wie das Agrarbündnis seinen ein guter Beginn um ein Umdenken anzustoßen und herbeizuführen.
Leonhard Straßer, sagte, als er Petermann für den interessanten und provokativen Vortrag dankte, dieser zeige, es sei die Aufgabe Aller, den Boden gut zu erhalten und Verantwortung dafür zu übernehmen.

Jens Petermann vermittelte dem Publikum in Obing seine Erfahrungen, wie eine gute Bodenbeschaffenheit zu erreichen sei.Der Sprecher des Agrarbündnisses BGL/TS, Leonhard Straßer (l.), dankte Jens Petermann für dessen denkanstoßenden Vortrag.
Fotos: Alois Albrecht

 

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