Podiumsdiskussion für den Stimmkreis BGL

 

Die Vertreter der Parteien bei der Podiumsdiskussion, v.l.: Wilhelm Gschoßmann (FDP), Michael Koller (FW), Susanne Aigner (SPD), Konrad Baueregger (BP), Georg Planthaler (Moderator), Barbara Paiva (ÖDP), Maria Mayr (MUT), Prof. Bernhard Zimmer (Bündnis 90 / Grüne).

Teisendorf. (al) Moderator Georg Planthaler zog als Fazit der Podiumsdiskussion mit dem Thema; „Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie“ die weitgehende Übereinstimmung der Teilnehmer von den Parteien, die dabei vertreten waren. Dies waren für die Bayernpartei, Konrad Baueregger, für Bündnis 90 / Grüne, Prof. Dr. Bernhard Zimmer, die FDP, Wilhelm Gschoßmann, die Freien Wähler, Michael Koller, Mut, Maria Mayr, ÖDP, Barbara Paiva und SPD, Susanne Aigner. Bei den Fragen aus dem Publikum konnte festgestellt werden, die meisten dieser waren eigentlich keine Fragen, sondern Feststellungen, mit denen in, manchmal längeren Monologen, eine vorgefasste Meinung vorgetragen wurde, die zuweilen wenig mit dem eigentlichen Motto der Podiumsdiskussion zu tun hatte.
Begrüßt wurden die Podiumsteilnehmer und Besucher im nicht allzu vollen Saal der Alten Post in Teisendorf, in dem, sicher überraschenderweise, kaum Bauern anwesend waren, vom Sprecher des Agrarbündnisses BGL / TS, Leonhard Straßer. Leider, sagte Straßer, habe die Kandidatin der CSU für das BGL, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, ihre Beteiligung an der Podiumsdiskussion abgesagt. Speziell begrüßt wurde aber der Bezirksalmbauer für das BGL, Kaspar Stangassinger.
Straßer wies in seiner Begrüßung auf die vielfältigen Probleme hin, mit denen besonders die kleinstrukturiere bäuerliche Landwirtschaft unserer Gegend gegenwärtig konfrontiert ist. Insbesondere das grassierende Höfesterben weise auf diese Probleme hin. Es gebe aber auch Probleme in der Natur, die großenteils auf die intensiv betriebene Landwirtschaft zurückzuführen seien. Dazu gehörten die Beeinträchtigung der Wasserqualität, Humusabbau, der Flächenfraß für andere Zwecke als die Landwirtschaft, die Beschädigung der Bodenqualität durch übermäßige Verwendung von Pestiziden und Monokulturen. Milchbauern würden durch die niedrigen Milchpreise zur Aufgabe gezwungen. Zu oft werde in der Landwirtschaft auf kurzfristige ökonomische Belange geachtet, statt langfristig zu denken, eine gesunde Naturlandschaft zu erhalten und vor allem die regionale Versorgung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln sicherzustellen.
Daran anknüpfend stellte Moderator Georg Planthaler fest, 80% der Direktzahlungen der EU durch die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) gingen noch immer an ca 20% der Betriebe, denn die Zuschüsse würden nach Fläche berechnet. Großgrundbesitzer erhielten somit einen übermäßigen Teil der Agrarsubventionen, obwohl der Erhalt kleiner, naturschonender Strukturen kostenintensiver sei. Viel gerechter wäre eine Verteilung der öffentlichen Gelder, wenn sie statt an Fläche, an gesellschaftliche Leistungen geknüpft wären. In die Runde fragte Planthaler, was die Vertreter der Parteien von einem solchen Verteilmodus hielten. Die Antworten der Podiumsteilnehmer waren einhellig mit der Feststellung von Prof. Zimmer, Sinn und Zweck der Landwirtschaft müsse in erster Linie die Erhaltung einer gesunden Natur- und Kulturlandschaft, unter Beachtung der regionalen Versorgung mit bestmöglichen Lebensmitteln sein.
In der Folge der Diskussion richtete Planthaler spezifische Fragen an die Vertreter der Parteien. So wurde Susanne Aigner gefragt, wie es sein könne, dass die SPD in Bayern das Handelsabkommen mit Kanada (CETA) ablehne, die Bundes SPD es aber befürworte. Aigner meinte dazu, die bayerische SPD betrachte das Abkommen aus einer regionalen Perspektive, aus der es einen Verlust an Souveränität und eine Beeinträchtigung der lokalen Wirtschaft bedeute. Konrad Baueregger von der Bayern Partei meinte, sicher vorhersehbar, die BP wünsche sich auch in der Landwirtschaft mehr in Bayern bestimmte Politik, statt aus Berlin und Brüssel beeinflusst zu werden. Auf eine diesbezügliche Frage an Baueregger von der BP, antwortete dieser, seine Partei fordere gerechte Erzeugerpreise. Paiva von der ÖDP, meinte Flächenfraß sollte durch Maßnahmen eingeschränkt werden, indem landwirtschaftliche Flächen verschont und aus schon bebauten Flächen durch intelligentere Bauweise mehr Nutzen gezogen würde. Maria Mayr sagte, ihre Partei MUT, möchte Produkte sehen, welche die echten Erzeugerkosten widerspiegelten und sie nicht in Steuern versteckt von der Allgemeinheit getragen werden müssten. Michael Koller von den FW-lern, möchte, wie von Parteivorsitzendem Hubert Aiwanger gefordert, das Jagdrecht ändern, unter Umständen auch Jagdgenossenschaften restrukturieren, um das Wild zu schonen. Wilhelm Gschoßmann meinte die Digitalisierung bringe sicher auch Vorteile für die Landwirtschaft, wollte sich aber nicht näher festlegen, da er nicht genug spezifisches Wissen dazu habe. Auf die Frage Planthalers, ob Bauern Täter im, oder Opfer des Klimawandels seien, meinten die Podiumsteilnehmer, dies sei eine Standpunktfrage, denn zweifelsohne trügen Bauern zum Klimawandel bei, seien aber auch dessen Opfer. Besonders durch die Massentierhaltung würden große Mengen an Methan und CO2 freigesetzt. Zugleich seien Bauern aber auch Opfer durch veränderte Wetterbedingungen, Dürreperioden und dergleichen.
In der Fragerunde für das Publikum wurde von Almbauer Kaspar Stangassinger der Unterschied im Milchertrag von Almkühen und mit Kraftfutter gefütterten hervorgehoben, durch den Almbauern substantiell benachteiligt würden. Stangassinger brachte auch die Gefahren durch das Wiedererscheinen von Wölfen zur Sprache. Das sollte absolut verhindert werden, meinte der Almbauer. Prof. Zimmer entgegnete diesbezüglich, die Gefahren durch Wölfe würden überbewertet. Viel größer seien immer noch die Gefahren durch Hunde und nicht fachgerechte Viehhaltung. Von einer Besucherin beanstandet wurden auch die Auswahlkriterien von Molkereien bezüglich ihrer Milchlieferanten, durch die manche Milchbauern regelrecht in den Ruin und zur Aufgabe ihrer Landwirtschaft getrieben würden. Ein Sprecher brachte die Gefahren von Handelsabkommen zur Sprache. Er meinte, die vagen Formulierungen in solchen Abkommen ließen darauf schließen, es seien dadurch schlussendlich die Erlaubnis von Gentechnik, gentechnisch veränderten Produkten, bisher verbotenen Chemikalien, sowie weitere Abstriche im Sozialwesen und den Arbeitsbedingungen beabsichtigt. Eine Besucherin brachte ihre Enttäuschung über das Wegbleiben von Landwirtschaftsministerin Kaniber zum Ausdruck. Gerade diese sollte an einer solchen Veranstaltung interessiert sein, in der auch Themen angesprochen würden, die für Bauern von großer Wichtigkeit für den Fortbestand bäuerlicher Landwirtschaft seien, meinte sie.
Abschließend meinte der Sprecher des Agrarbündnisses, Leonhard Straßer, in der Diskussion seien die Standpunkte der Parteien gut dargelegt worden. Allerdings müssten diese, im Falle eines Einzuges in das bayerische Parlament auch im Interesse der Bauern umgesetzt werden.

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