Jahresrückblick 2014

von Michaela Assmann

Auf ein aktives und arbeitsreiches Jahr blickten die Mitglieder des Agrarbündnisses Berchtesgadener Land-Traunstein anlässlich ihres Jahrestreffens im Gasthaus Alpenblick in Weibhausen zurück. Gleichzeitig forderte der Sprecher der Aktionsgemeinschaft, Leonhard Strasser aus Wonneberg, die Anwesenden auf, mit Mut und Intelligenz, Beharrlichkeit und Leidenschaft an den unterschiedlichen Projekten weiter zu arbeiten…….. Ein Schwerpunkt werde dabei auch 2015 die geplante Handels- und Investitionspartnerschaft zwischen der EU und den USA (TTIP) darstellen, kündigte Strasser an.

Zu Beginn seines Tätigkeitsberichtes zitierte der Bündnissprecher einige Passagen aus der eindringlichen Rede von Papst Franziskus an Vertreter der Volksbewegungen zu den Themen Boden, Wohnung und Arbeit. Darin hatte das Oberhaupt der Katholischen Kirche unter anderem den Aufkauf der Böden, das Abholzen der Wälder, die Aneignung des Wassers und den unangemessenen Einsatz von Pestiziden angeprangert und die Ernährung als ein unveräußerliches Recht angemahnt. Es sei ein Skandal, wenn Finanzspekulation den Preis für Lebensmittel bestimmt und gleichzeitig tagtäglich Tonnen von Lebensmittel weggeworfen werden. Eine Agrarreform sei deshalb nicht nur eine politische Notwendigkeit, sondern eine moralische Verpflichtung. Zudem gelte es, zwei wertvolle Güter zu verteidigen: den Frieden und die Natur. Es könne keinen Boden zum Bebauen und Bewahren, keine Wohnung und keine würdevolle Arbeit geben, wenn die Menschen Kriege führten und den Planet zerstörten. Die Schöpfung sei kein Besitz, über den man nach Gutdünken verfügen könne, sondern ein Geschenk, das dem Mensch anvertraut wurde, damit er es zum Wohle aller mit Respekt und Dankbarkeit nutzt. Nicht die Anhäufung von Gütern durch einige Wenige, sondern die Menschenwürde aller müsse im Mittelpunkt des Systems stehen.

Mit der Demonstration „Wir haben es satt!“ vor dem Kanzleramt in Berlin begann das Jahr für das Agrarbündnis Berchtesgadener Land-Traunstein. Auch heuer beteiligen sich die Mitglieder wieder zahlreich an der Kundgebung, in der gegen Tierfabriken, Gentechnik und TTIP protestiert und eine Neuausrichtung der Agrarpolitik sozial gerecht, bäuerlich, ökologisch und umweltschonend gefordert wird.

Ein riesiger, nicht in diesem Ausmaß erwarteter Erfolg war der Vortrag „Kühe verstehen“ von Martin Ott im Gasthaus Alpenblick. 450 Besucher wollten Otts Beobachtungen, Erfahrungen und Gedanken über die Kuh und einem respektvolleren Umgang mit dem Nutztier hören. „Im ganzen Wirtshaus gab es keinen einzigen freien Stuhl mehr“, erinnerte sich Leonhard Strasser. Weitere gut besuchte Vorträge mit namhaften Referenten befassten sich unter anderem mit dem Umwelt- und Naturschutz (Robert Mertl), dem Erhalt der Weißtannen (Wolf Hockenjos), dem Einsatz von Antibiotika in der Milchviehhaltung sowie immer wieder mit dem geplanten Freihandelsabkommen, unter anderem mit Dr. Fritz Glunk, dem Herausgeber der Gazette. Auch Strasser selbst beteiligte sich zusammen mit der Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl, Hermann Eschenbeck (BUND) und Helmut Kauer (ÖDP) zum Thema TTIP an einer Podiumsdiskussion in Übersee und vertritt das Agrarbündnis in der Ökomodellregion Waginger See im Ausschuss für Artenvielfalt.

Auch in diesem Jahr hat das Agrarbündnis wieder zahlreiche Veranstaltungen geplant. Den Anfang macht Elizabeth Mpofu. Die Biobäuerin aus Zimbabwe und Generalsekretärin der weltweiten Kleinbauernorganisation Via Campesina, erläutert am Mittwoch, 21. Januar, 19.30 Uhr, im Gasthof Alte Post in Teisendorf die Lebens- und Ernährungssituation der Menschen in Afrika und welchen Einfluss die deutsche und europäische Agrarpolitik darauf nimmt. Unter dem Motto „Konzerne profitieren, Menschen verlieren“ wird sich zudem eine Veranstaltung mit TTIP und seinen kommunalen Auswirkungen beschäftigen. Auch eine Demonstration zu diesem Thema ist noch im ersten Halbjahr vorgesehen. „TTIP ist der Versuch von Politik und Wirtschaft, unter dem Deckmantel des freien Handels gesellschaftliche Errungenschaften abzubauen. Diese geplante Handels- und Investitionspartnersschaft ebnet keinen Weg, um Wirtschafts-, Energie- und Umweltkrisen zu lösen, sondern bringt uns einer unsolidarischen Welt und einer konzerngesteuerten Schein-Demokratie näher“, waren sich die Mitglieder einig.

Voraussichtlich Anfang März will das Agrarbündnis zudem seinen rund zweistündigen Film über die heimische, kleinstrukturierte Landwirtschaft und ihre vielfältigen, oft nicht bewusst wahrgenommenen Auswirkungen auf viele unserer Lebensbereiche präsentieren. Der aufwändig, mit viel Herzblut produzierte Film, der ausschließlich von und mit Laien gedreht wurde, lässt nicht nur Landwirte, Waldbauern und Imker zu Wort kommen, sondern zeigt auch einzigartige Luftbilder und Landschaftsaufnahmen zwischen Chiem- und Königssee. Knapp ein Jahr hat das Filmteam des Agrarbündnisses unentgeltlich an diesem Projekt gearbeitet. „Wir wollen mit dem Film zeigen, welche landwirtschaftlichen Strukturen in unserer Region noch vorhanden sind, und wie wichtig es ist, diese zu erhalten, damit die von den Bauern erbrachten Gemeinwohlleistungen wie beispielsweise der Schutz des Grundwassers, der Gewässer, des Bodens, des Klimas und der Tiere sowie der Erhalt der Artenvielfalt nachhaltig gesichert werden können. Gleichzeitig ist es uns ein wichtiges Anliegen, aufzuzeigen, wie eng die Landwirtschaft und unsere regionalen Wirtschaftskreisläufe zusammenhängen. Und letztlich wollen wir einen Bogen spannen zu den Ländern der Dritten Welt und dem Einfluss unserer Landwirtschaft dort“, erläuterte Beate Rutkowski. Dabei setze der Film ganz bewusst auf visuelle Reize anstatt auf den mahnend erhobenen Zeigefinger. mia

 

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