Besuch bei einem feinhörigen Bauern
BGL / Traunstein. (al) In einem Film von „DENKmal“, den Bertram Verhaag in Zusammenarbeit mit dem BR über ihn gedreht hat, wurde behauptet er höre das Gas wachsen! Das stachelte die Leute vom Agrarbündnis BGL / Traunstein an, sich selbst ein Bild von dem ungewöhnlichen Biobauern Michael Simml aus Kalsing / Niederbayern zu machen und dem feinhörigen Bauern selbst zuzuhören. Gemeinsam machten sich die Oberbayern auf den Weg nach Niederbayern, wo Simml auf seinen 18 ha sehr kargem Land mit seinen Methoden angeblich beste Erträge erzielt. …
Der sehr einnehmend auftretende Simml legte nach Ankunft der Oberbayern gleich los mit einem Wortschwall über was seiner Meinung nach so falsch läuft in der Landwirtschaft. Das ewige wachsen oder weichen sei nicht nur verheerend für die Bauern, sondern ohnehin unmöglich. „Es ist nur so viel Land da und das kann nicht vermehrt werden“, meinte Simml. Ebenso ziehe eine zu große Intensivierung der Landwirtschaft ungeahnte Schäden für die Umwelt nach sich, die zudem manchmal erst nach vielen Jahren sichtbar würden.
Dann erklärte Simml den Besuchern seine Methode der sorgsamen Bodenpflege. Er führe genau Buch über die Pflanzen, die er auf seinem Land anbaue, sagte Simml. Dabei achte er darauf dass ein ständiger Wechsel stattfinde zwischen den Pflanzen, die dem Boden Nährstoffe entziehen und jenen die Humusbildend wirken, sodass der Boden Zeit zur Regeneration habe. Simml betrachtet auch das Leben im Boden, wie Würmer und dergleichen als sehr wichtig, denn diese lockern den Boden und machen ihn fruchtbarer. Auch der Mist, den Simml als Dünger verwendet müsse genügend mit Würmern durchsetzt sein und Mikroorganismen enthalten, um den Boden fruchtbar zu machen. Anfangs, als er ausgestiegen sei aus der konventionellen Landwirtschaft, sei er oft belächelt worden, meinte Simml, aber seine Erfolge bei den Ernten der hochwertigen Lebensmittel, die auf seinen Feldern und in seinen Grünhäusern wachsen hätten ihm recht gegeben. Er sei sehr froh dass er diesen Weg gegangen sei und sich nicht der Bewegung angeschlossen habe, die auf Düngemittel von den Agrarkonzernen setze.
Bei einer Führung durch seinen Hof, seine Grünhäuser und seine Felder, mit vielerlei hervorragend aussehendem Gemüse erklärte Simml seine Methoden und Praktiken, wie eben die genaue Buchführung über Rotation welche Pflanzen er auf welche Felder setze und welche Effekte dies auf Bodenbeschaffenheit, Bodenqualität und die Pflanzen selbst habe, genauer.
Nach der Führung gingen alle in das Wirtshaus des Ortes um während und nach einer guten Mahlzeit weiter dem Bauern zuzuhören und mit ihm zu diskutieren. Der Großteil der Politik, zu oft beeinflusst von Lobbyisten, habe anscheinend noch immer nicht begriffen, welchen Schaden sie mit ihren Entscheidungen anrichtet, meinte Simml. Manche Politiker sperrten sich gegen die Einsicht, dass für die Großkonzerne nur der schnelle Profit, die Quartalszahlen, ihr Wachstum und ihre Marktmacht zählten. Noch schlimmer wäre es, wenn die Politik die Praktiken der Bodenzerstörung und die Zerstörung der kleinstrukturierten, bäuerlichen Landwirtschaft wissentlich und gewollt dulde, oder sogar herbeiführe. Simml meinte auch, das ewige Gerede von einer Exportorientierten Landwirtschaft müsse endlich aufhören. „Wir können nicht die Welt ernähren“, meinte der Biobauer. Zudem würden in der dritten Welt die Märkte der dortigen Bauern und damit ihre Lebensgrundlage, durch die billigen, subventionierten Importe zerstört.
Vielmehr sollten Politik und Wirtschaft in der Landwirtschaft auf regionale Märkte schauen und durch geeignete Instrumente in den Marktstrukturen und der Lenkung des Marktes den Bauern das Überleben ermöglichen. Es sei purer Unsinn zu sagen der Markt regle sich selbst. Irgendein Interesse stecke immer hinter dem „Markt“ und versuche ihn zu lenken, oder wenigstens zu beeinflussen. „Die Erzeuger müssen mehr Macht auf dem Markt bekommen, anstatt der großen Konzerne“, meinte der streitbare Biobauer. Dabei ginge es nicht nur um Bio, es gebe auch einen Platz für die konventionelle Landwirtschaft, solange sie schonend mit dem Boden umgehe und ihn nicht auslauge und zerstöre.
Die Politik habe auch eine Verantwortung dem Konsumenten gegenüber, sagte Simml. Es gehe nicht an, Löhne niedrig zu halten und dann zu sagen, Lebensmittelpreise müssten ebenfalls niedrig sein, damit sie auch für wenig Verdiener erschwinglich bleiben. Vielmehr müssten Löhne es ermöglichen dass Alle sich gute Lebensmittel leisten könnten. Natürlich liege es auch am Verbraucher, sich von der Wegwerf-Mentalität zu verabschieden und den wirklichen Wert von Lebensmitteln kennen und schätzen zu lernen, meinte Simml.
Natürlich predigte Simml mit seinen Ausführungen gerade das, was auch die Besucher des Agrarbündnisses BGL und Traunstein mit ihrer Organisation und ihrem Bündnis zu vermitteln versuchen. So traten sie nach dem Besuch beim Bauern der das Gras wachsen hört bestärkt in ihrer Zielsetzung, einer anderen als der gängigen Landwirtschaft des Wachsens oder Weichens und der Naturzerstörung den Weg zu ebnen. Simml meinte übrigens, er höre nicht wirklich das Gras wachsen, aber er habe der Film Crew erzählt, Gras mache, wenn der Samenknoten platzt, manchmal ein winzig kleines „Pop“ Geräusch und deshalb sei ihm angedichtet worden, er höre das Gras wachsen. Immerhin aber ein einprägsames Schlagwort.