„Weioisirgendwiazamhängd“
Holzhausen. (al) Der Name sagt eigentlich Alles und der Film zeigt das auch. Es ist ein kleiner, auf den ersten Blick unscheinbarer Film, gemacht von Filmemacher Erwin Mertl und AmateurdarstellerInnen des Agrarbündnisses BGL / Traunstein. Das Bündnis, in dem die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft), der BDM (Bundesverband Deutscher Milchviehhalter), der Bund Naturschutz, Zivilcourage, Slow Food, Star…mach mit, die Direktvermarkter zwischen Watzmann und Waginger See, Attac Rupertiwinkel, Forum Ökologie Traunstein, die Bienenzüchter Kreisverbände BGL und Traunstein, das Eine Welt Forum Bad Reichenhall, die Solidargemeinschaft BGL und der Arbeitskreis Eine Welt Teisendorf vertreten sind,….. will damit Zusammenhänge und Auswirkungen von Landwirtschaft und unserer Wirtschaftsweise auf Mensch und Natur veranschaulichen. Der Film beschäftigt sich aber nicht nur mit den „naheliegenden“ Effekten, die eine industrielle und kurzsichtige Wirtschaftsweise verursachen, sondern auch mit jenen in fernen Ländern.
Neulich wurde der Film im Gut Edermann in Holzhausen gezeigt und hatte auch dort den Erfolg, den er schon bei früheren Aufführungen in anderen Lokalitäten hatte. Etwa 200 Leute waren gekommen um sich durch den Film ein Bild von den Auswirkungen einer industriellen und rein kapitalorientierten Landwirtschaft, sowie möglichen Alternativen dazu zu machen. Unter den Besuchern war auch der sich sehr mit Auswirkungen der Wirtschaft im sozialen Bereich befassende Pfarrer Siegfried Fleiner aus Kirchstein, ein Gründungsmitglied der „attac Gruppe Rupertiwinkel“. Zudem konnte Leonhard Strasser, einer der Initiatoren, treibenden Kräfte und Sprecher des Agrarbündnisses, auch den 2. Bürgermeister von Saaldorf – Surheim, Andreas Buchwinkler, den Vorsitzenden der Schlachtvieh EG, Hans Grabner und MdL Gisela Sengl, die Agrarpolitische Sprecherin der Grünen begrüßen.
In seinem Grußwort sagte der Direktor des Gut Edermann, Michael Stöberl, das Hotel sei sehr an seiner regionalen Ausrichtung interessiert und er wolle deshalb dem Agrarbündnis eine Stimme geben.
Die herrliche Landschaft macht es dem Film leicht, nicht nur mit seinen Aussagen zu glänzen, sondern auch mit den Bildern, die diese Region von Natur aus liefert. Durch den Film führt Georg Planthaler, selbst Bauer, der im Film mehrere Bauernhöfe und Geschäfte besucht, die ihre Anliegen vorbringen und aus ihrer Sicht brauch- und machbare Lösungen anbieten. Diese Lösungen zeigen immer, dass sie aus der Praxis kommen und nicht von abgehobenen Ämtern und Behörden verordnet würden. Besonderes Augenmerk wird auch darauf gelegt, eine naturgerechte Arbeitsweise zu propagieren und die Argumente von an industrieller Landwirtschaft interessierten Verbänden und Konzernen und deren Versprechen von immerwährend möglichem Wachstum zu widerlegen.
Aufgegriffen wurden Themen wie die viel zu niedrigen Milchpreise für unsere heimischen Bauern, die dazu angestachelt werden immer mehr zu produzieren, wobei ein Zusammenhang mit dem Weltmarkt hergestellt und die Preise noch weiter in den Keller getrieben würden. Ein weiterer Zusammenhang besteht zwischen dem niedrigen Einkommen der Milchbauern und dem Kraftfutter, das aus fernen Ländern importiert wird. Die Kosten für Kraftfutter könnten substantiell gesenkt werden, wenn das importierte durch selbsterzeugtes ersetzt würde. Die diesbezüglichen Möglichkeiten werden im Film durch den Vorsitzenden des BDM (Bund Deutscher Milcherzeuger) für den Kreis Traunstein, Sepp Hubert veranschaulicht. Damit könnte der Einfluss des Milch – Weltmarktpreises für unsere Bauern zumindest verringert, die Luftverschmutzung durch den Transport und die Kosten für Kraftfutter vermindert werden.
Besuche im Weltladen Teisendorf und bei einem Bäcker in der Region, der seinen Teig aus strikt regionalen Zutaten herstellt, zeigten einerseits wie auch Bauern in Entwicklungsländern geholfen werden kann und andererseits Optionen für regional erzeugte Lebensmittel. Einen Zusammenhang stellte der Film auch her, zwischen von der EU subventionierten Exporten von billigem Hühnerfleisch und anderen landwirtschaftlichen Produkten und der dadurch bewirkten Zerstörung von Märkten und bäuerlichen Existenzen in Entwicklungsländern.
Aufgezeigt ebenfalls die Verbindung von Bodenerosion und Monokulturen, die den Boden auslaugen und zudem die Artenvielfalt verringern. Als Lösungsansatz werden der Anbau von Mischkulturen, heimischem Getreide und Rotation beim Anbau vorgeschlagen. Dasselbe gelte für den Wald, wird im Film gesagt. Auch hier gelte ein Mischwald als weniger anfällig in Bezug auf Schädlinge und den Klimawandel. Zudem würde eine selektive Forstwirtschaft statt eines Kahlschlages für gesündere Wälder sorgen.
Imker Simon Angerpointner prangerte den Schwund von Wildblumen durch das frühe und häufige Mähen und den Gebrauch von chemischen Keulen bei der Unkrautkontrolle an. Bienen seien extrem gefährdet dadurch und die Honigernten sehr beeinträchtigt.
Im Film werden noch viele weitere Themen, wie der Almwirtschaft, Anliegen des Bund Naturschutz und vielem mehr behandelt und dabei Zusammenhänge hergestellt, die den Titel „Weioisirgendwiazamhängt“ voll rechtfertigen. Abschließend zu dieser Vorstellung wurden noch kurze, oft sehr humorvolle Episoden gezeigt, die sich während der Dreharbeiten mit den AmateurdartellerInnen ergaben und dem Film einen besonderen Charme verleihen.
Wie sich jetzt, nach nur einigen öffentlichen Vorführungen abzeichnet, stößt der Film auf großes Interesse. Das Agrarbündnis weist mit ihm Publikumswirksam auf Probleme unserer modernen Landwirtschaft hin und offeriert gleichzeitig mögliche Lösungsansätze. Der Applaus an diesem Abend und die Glückwünsche, die den Filmemachern übermittelt wurden, machten deutlich, sie haben mit ihrem Film einen „Hit“ gelandet und zeigen damit Zusammenhänge auf, die so kaum zur Sprache gebracht werden. Jetzt freuen sich die Filmemacher auf weitere Vorführungen.