Erschöpfung der Erde – humorvoll erklärt

Dr. Heringer referierte in der ihm eigenen humorvollen Art über den Zustand und die Zukunft der Landwirtschaft beim Jagdessen der Jagdgenossenschaft Wonneberg Foto: Alois Albrecht

Weibhausen. (al) Beim Jagdessen der Jagdgenossenschaft Wonneberg stellte Dr. Josef Heringer, der frühere Leiter der ANL Laufen, einmal mehr seine Fähigkeit unter Beweis, eigentlich schlechte Nachrichten sehr humorvoll vermitteln zu können.  Schon wie er beschrieb was der Mensch mit der Erde anstellt, brachte schmunzelnde Gesichter.  Dr. Heringer meinte der Mensch schöpfe und schöpfe an den Ressourcen des Planeten bis dieser völlig erschöpft sei.  Die Erde sei ein großartiger Himmelskörper, aber wir gingen nicht pfleglich damit um, sagte der Referent, den der Vorstand der Genossenschaft, Leonhard Strasser eingeladen hatte.  Dr. Heringer hatte in seinem Referat jedenfalls viel Beweismaterial parat, um seine Thesen zu untermauern.  …

Wir Menschen meinten, wir seien die Herren der Welt, dabei konsumierten wir uns aber zu Tode, sagte Dr. Heringer.  Im Namen guter Handelsbilanzen täten wir haarsträubende Dinge, wie unsere eigene Butter nach Irgendwo zu exportieren, während wir zugleich Butter, die wir selbst verbrauchen, aus Irland oder Dänemark importierten.  Die Hühnerzucht in Holland sei so „überzüchtet“, dass der Hühnerdreck nach Pakistan exportiert werden müsse, um ihn dort zu „Entsorgen“.  Vielerlei ausgemusterte Industrieprodukte und Schrott, die oft für Mensch und Umwelt sehr schädliche Teile und Zutaten enthalten, würden in Drittländer exportiert, in denen die Umweltstandards und Regularien lax genug seien um sie dort irgendwie zu „verwerten“, sagte Dr. Heringer.

Es sei aber nicht nur die Entsorgungsseite, die betrachtet werden müsse, meinte Dr. Heringer, denn nur innerhalb seines eigenen Lebens habe sich die Erdpopulation verdreifacht.  Das bedeute natürlich, es würden entsprechend mehr Lebensmittel gebraucht.  Trotzdem würde wertvolle landwirtschaftliche Fläche und Frischwasser, statt damit Essen für Menschen zu erzeugen, dafür verwendet, Tierfutter und, vielleicht noch schlimmer, Treibstoff für Autos und andere Maschinen zu produzieren.  Viele der Pflanzen, die für die Erzeugung dieser Treibstoffe verwendet werden, laugen, wie Mais, den Boden obendrein noch übermäßig aus.  Statt diese Fakten zur Kenntnis zu nehmen würde aber stur weitergemacht und das verderbliche Treiben noch intensiviert, meinte Dr. Heringer.  Nur elf Prozent der Landfläche der Erde sei als Ackerland zu gebrauchen.  Wir sollten also sehr sorgsam damit umgehen.  Als Beispiel dafür, was menschliches Tun anrichten könne, nannte Dr. Heringer den ehemals sehr fruchtbaren Halbmond Mesopotamien.  Von dort seien viele unserer Kulturpflanzen gekommen, jetzt sei das Land zwischen Euphrat und Tigris aber größtenteils Wüste.  Durch den, ohne Zweifel, vom Menschen verursachten Klimawandel würde die Situation noch verschärft, mit häufigeren verwüstenden Stürmen und Überschwemmungen.  Als weiteres Beispiel dafür, was einer Zivilisation „blüht“, wenn sie die Ausplünderung von Erde, Umwelt und Mensch übertreibe, zitierte Dr. Heringer das römische Reich.  Dessen Unterdrückung und Ausbeutung der „unterworfenen“ Völker und deren Ländereien hätten Flüchtlingsströme ausgelöst, die das Imperium zu Fall brachten.  Auch die Römer, zwar auf einer niedrigeren technologischen Stufe, seien wie wir zu „Konsumtrotteln“ verkommen, die nicht mehr fähig waren sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen und nur noch nach „Luxusgütern“ strebten, sagte der Referent.  Es sei gut sich an den Spruch zu erinnern: „Ein Volk, das sich nicht bückt, könnte gebeugt werden“.

Es sei auch Verhängnisvoll nicht über den Tellerrand hinauszuschauen, denn auf der Erde gehe Alles Alle an, meinte Dr. Heringer.  Ein Spruch wie jener von Monsanto; „Nothing shall be Grown, that isn´t Ours“, sei sehr gefährlich, denn im Rückschluss meine das wir würden absolut abhängig von dieser einen Firma und ihren Tochtergesellschaften.  Schon jetzt stünden die bäuerliche Landwirtschaft und die Bauernhöfe auf der „Roten Liste“ und es werde von Politik und manchen Verbänden versucht die verbleibenden Bauern immer mehr in Schuldenfallen und Abhängigkeiten zu treiben.  Weltweit sei aber nach wie vor die kleinstrukturierte Landwirtschaft maßgebend für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und nicht die großflächige Agrarindustrielle.  Auch der Weltagrarbericht mache eindeutig klar, die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln könne auch in Zukunft nur von der bäuerlichen Landwirtschaft bewerkstelligt werden und nicht von der auf künstlicher Düngung, Gentechnik und fossiler Energie basierten Agrarindustrie, sagte Dr. Heringer.  „Wir müssen weg von der Wahnvorstellung, dass grösser und mehr immer besser sind“.  Es sollte auch darauf geachtet werden die Vielfalt der Pflanzen zu erhalten, statt auf Monokulturen zu setzen.  „Die Welt wird ein Garten, oder ein Schlachtfeld“, meinte Dr. Heringer und „Krieg ist die Summe des kriegen wollens“.

Die Einladung zu einer Diskussion blieb nach dem Referat erfolgslos, denn offensichtlich hatte Dr. Heringer mit seinen Darstellungen die Zuhörer überzeugt und, wie Leonhard Strasser abschließend meinte, auch zum Nachdenken und Selbstdenken angeregt.

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