Es gibt wahrscheinlich auch Alternativen
Neubichler Alm / Ainring. (al) Viele, auch in der Landwirtschaft und insbesondere die Imker, beklagen den Monokulturanbau von Mais in unserer Gegend, die „Vermaisung“ der Landschaft. Mais laugt den Boden aus und bietet keine wertvolle Nahrung für Bienen und andere Insekten, die absolut notwendig sind für funktionierende Kreisläufe in der Natur. Da wäre es sinnvoll nach einer anderen, wertvolleren Energiepflanze Ausschau zu halten. Im „Sonnenalmgarten“ der Genossenschaft Regiostar e. G. zwischen der Neubichler Alm und Johannishögl geschieht das gerade. Dr. Bernhard Zimmer, hat dort zusammen mit Anderen, wie dem Bienenfachwirt des BGL, Simon Angerpointner aus Teisendorf, einen Probeanbau der „durchwachsenen Silphie“, einer möglichen Alternative zum Mais, gemacht. ..
Die durchwachsene Silphie stammt, wie der Mais, aus Amerika. Sie ist eine Maisähnliche Zuckerpflanze, die sich ebenfalls silieren lässt. Allerdings ist die durchwachsene Silphie keine „Windblütlerin“, wie der Mais, sondern braucht zur Bestäubung Insekten. Sie bietet denen, im Gegensatz zum Mais, auch sehr wertvolles Futter. Zudem ist die durchwachsene Silphie keine Einjahrespflanze, sondern steht bis zu zwischen zehn und fünfzehn Jahren auf dem Feld. Allerdings bringt die Pflanze erst ab dem zweiten Jahr einen Ertrag. Nach dem zweiten Jahr ist die Pflanze auch sehr Schädlings-resistent und durch ihre breiten, schattenspendenden Blätter kann sich kein, oder wenigstens kaum, Unkraut um die Wurzeln der etwa zwei Meter hohen Pflanze halten. Da für die Pflanze keine Pestizide zugelassen sind würde sie auch in dieser Hinsicht gut für die Umwelt sein. Dr. Zimmer räumte allerdings bei seiner Präsentation ein, dass es hinsichtlich der Entwicklung von Schädlingen, die die Pflanze eventuell attackieren könnten, noch kaum Data gibt, weil die Pflanze bisher sehr wenig erforscht worden sei. Gewiss ist aber, dass die Pflanze, anders als der Mais, Humusbildend ist, statt diesen auszulaugen, sagte Dr. Zimmer. Beim Ertrag ergebe sich eine Trockenmasse, die zu 80 Prozent jener vom Mais entspricht.
Als Nachteilig erweise sich die Anbauprozedur der Pflanze, die gesetzt werden muss und im ersten Jahr keinen Ertrag abwerfe, sowie die höheren Investitionen hinsichtlich des Anbaus, die gegenwärtig noch weit über jenen für Mais lägen, meinten Dr. Zimmer und Angerpointner. Allerdings würde dieser Nachteil mehr als wettgemacht durch die langen Standzeiten der Pflanzen und keine Kosten für Pestizide, oder Dünger. Die Pflanze sei ein „Kaltkeimer“ und vertrage auch lange Trockenperioden sehr gut, was sie hinsichtlich des Klimawandels attraktiv machen könnte.
Sowohl Dr. Zimmer als auch Angerpointner betonten es wäre gut wenn es mehr unabhängige Forschung, nicht nur bei dieser Pflanze, sondern generell in der Landwirtschaft geben würde. Leider hätten Regierungen in den vergangenen Jahren sich zu sehr auf die Forschungsergebnisse von Agrar-Konzernen verlassen und seien dabei deren Lobbyisten ausgeliefert worden. Eine weitere Gefahr sieht Dr. Zimmer, wenn die Pflanze erfolgreich wäre, könnte sie von großen Agrarkonzernen übernommen werden, die dann auch bei dieser Pflanze Marktbeherrschend würden und damit die Unabhängigkeit der Bauern beeinträchtigten.
Als eine weitere vielversprechende Alternative zum Mais brachte Angerpointner auch den Steinklee ins Gespräch. Dieser sei unvergleichlich besser für die Bienen als der Mais und ebenfalls sehr ertragreich. Damit zeigten Dr. Zimmer und Angerpointner jedenfalls an diesem Abend gleich zwei Alternativen, die zwar ohne Zweifel mehr Forschung und Entwicklung bedürften, aber durchaus in der Lage wären, der „Vermaisung“ der Landschaft entgegenzuwirken und zugleich gutes für Bienen und die Umwelt zu tun. Es könnten auch Mischkulturen angedacht werden, meinte Dr. Zimmer, um den visuellen Effekt der langen Standzeiten der Pflanzen zu mildern.